Kaschperltheater: Herbert Fritsch inszeniert Ferdinand Raimunds Zauberspiel »Die gefesselte Phantasie« am Wiener Burgtheater. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Autor: Eileen Heerdegen
Saufen, Kotzen, Erniedrigung
Ödön von Horvaths »Kasimir und Karoline« im Wiener Burgtheater – »Isch bin eene Vampir« – das klingt nicht wirklich nach »einer Ballade von stiller Trauer« (Autor Ödön von Horvath über »Kasimir und Karoline«), doch der fiese Karnevalsschlager aus »Kehraus«, Gerhard Polts filmischer Abrechnung mit einer aus dem Ruder gelaufenen Fröhlichkeitsveranstaltung, hätte die aktuelle Inszenierung des Stückes in der Regie von Mateja Koleznik am Wiener Burgtheater perfekt ergänzt. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Die Welt begreifen
»Die weiße Rose« an den Hamburger Kammerspielen – Sie hätte wahrscheinlich einen Nobelpreis in Biologie gewonnen oder wäre eine der bedeutendsten Philosophinnen des Landes geworden. Sophia Magdalena Scholl war klug, modern, selbstbewusst, allerdings mit klarer Haltung gegen den Krieg. Das kommt auch heute wieder nicht gut an, damals war es tödlich. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Bei Sven auf der Couch
Wenn Buddys Witze dreschen: »Intervention!« von Leander Haußmann und Sven Regener am Hamburger Thalia-Theater – Am Ende schlägt die Langeweile in blanke Angst um. »Wie heißt noch mal dieses lateinische Wort für Eingreifen?« Die Trümmer von Familie und Party sind beseitigt, und wie beim täglich grüßenden Murmeltier geht alles zurück auf Anfang. »Intervention« wird Jens Harzer gleich wieder sagen und »steht doch da« und dabei auf die bunte Schriftgirlande über seinem Sofa zeigen. Nur dass diesmal keiner mehr lacht. Bitte, bitte, lass es zu Ende sein. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Voll ins Hirn
Wir werden alle verarscht: Rebellisches von Kid Kapichi – Kleines Quiz für die Opfer zahlenfixierter Geschichtslehrer: »333, bei Issos Keilerei« lass ich weg, das kennt jeder. 1099? Richtig, Canossa. 1066??? Wow, right, the Battle of Hastings. Allerdings fand die Schlacht des siegreichen William the Conqueror gar nicht dort, sondern in Battle (wo sonst) statt. Egal, im hübschen, hügeligen Hastings gibt es neben einem sehr skurrilen Bed and Breakfast eine bemerkenswerte Band, die mir vielleicht nie aufgefallen wäre, hätte ihr Heimatort nicht Sentimentales getriggert. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Gegenwartsbewältigung
Familienausflug nach Auschwitz: Yasmina Rezas Tragikomödie »Serge« am Wiener Akademietheater. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Irgendwer bleibt über
Im Österreich-Tatort „Was ist das für eine Welt“, Erstausstrahlung So. 26.2.2023, ermitteln Bibi Fellner und Moritz Eisner zur Musik von Kreisky. Eileen Heerdegen hat mitgetanzt. ((Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Eine österreichische Geschichte
Unruhiger Schlaf: »In den Alpen/Après les Alpes« von Elfriede Jelinek und Fiston Mwanza Mujila am Wiener Volkstheater. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Leinwand und Narbe
Pop wie Pop Art: Die schottische Band Bis mit »Systems Music for Home Defence«. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Fluch der Lächerlichkeit
Henrik Ibsens »Hedda Gabler« an den Hamburger Kammerspielen: »Du hast Hedda Gabler geheiratet!« Knusper, knusper, knäuschen. Tante Jule, die ihrem Neffen zu seinem großen Fang gratuliert, taucht in der Inszenierung der Hamburger Kammerspiele (Premiere 20.1.) nur schemenhaft hinter einem Gazevorhang und als Stimme auf. Künstlich verstellt, da alte Frauen offenbar krächzen, und so klingt das Ganze dann wie eine Mischung aus Märchenhexe und der Oma vom Kaschperl. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Because er hatte Flair
Vor 25 Jahren starb Falco: Es gab sicher mindestens eine Einladung zum »Club 27«. Vielleicht passte der Dresscode nicht, Johann Hölzel war nicht so der Typ für Antiform-Jeans und Stirnbänder. Vielleicht galt für ihn aber auch der Groucho-Marx-Grundsatz: »I refuse to join any club that would have me as a member.« Jedenfalls hat er trotz mancher Anstrengung das Jahr 1984 und damit den magischen 27. Geburtstag überlebt. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Zuhause ist das Maul eines Haifischs
Die Stimme im Kopf: Warsan Shires verstörend schöne Gedichte. »Schutzbedürftig!« Ein Arschlochlachen, nicht einmal einen Meter von mir entfernt. Wir haben sicher nicht das gleiche Ziel, aber für eine Weile nehmen wir denselben Weg. Das Lachen und seine Freunde haben sich für die Kronenzeitung entschieden, ich lese Gedichte. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Mit Elon Musk in der Vorhölle
Ohrenbetäubend: Das ideenreiche Stück »Black Flame« im Wiener Volkstheater: Dumpfe Schläge in den Magen. Ohrenbetäubendes Zisch, Wumms, Prrr. Der alte Herr zur Rechten nestelt hilflos am Hörgerät. Kein Entrinnen. Vorhölle oder Fegefeuer? Die katholische Kirche ist sich da nicht ganz einig, wer wohin gehört. Interessant, dass sich just zu jener Stunde (am 30.12.) in Rom einer aufmacht, der wie kein anderer dazu bestimmt ist, hier Gewissheit zu erlangen. Gut, dass wir mit gleich zwei Stellvertretern Gottes auf Erden trotzdem in kein schwarzes Loch fallen, vielleicht gar in eins, aus dem (noch) schwarzes Gold sprudelt. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Alter Brecht wird wieder jung
Spätestens seit Lady Di wissen wir, dass Prinzen nicht immer die Rettung sind. Die Seeräuber-Jenny, Schutzpatronin aller dauergedemütigten Frauen, war schlau und hat gleich auf die Outlaws gesetzt. Die Hoffnung, die Rachephantasie, das hat mich immer fasziniert. Zeitlos und modern, auch wenn es in den Häfen längst keine Segelschiffe mehr gibt. »Welchen sollen wir töten« – »Alle«! Sollte das pathetisch und wütend angelegt werden? Oder könnte das »Hoppla« (wenn der Kopf rollt) nicht einfach völlig gelangweilt daherkommen? (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)
Alterswild
»I’m a wild one« – 1986 war das »Real Wild Child« Iggy Pop bei seinem Comeback auch schon 39 und damit Kandidat für die städtischen Freizeiteinrichtungen »für Senioren ab 40«. Mittlerweile gehört er zu denen, die man verlogen als vulnerabel, deftig als Tattergreise bezeichnet. In meiner Kindheit haben Männer seines Alters kurz ihre karierten Hütchen gelüftet, wenn sie einer Dame begegneten. Herr Pop, der eigentlich ein Mr. Osterberg ist, hat nichts zum Lüften, nicht mal ein Hemd. (Vollständiger Text und link zum Zeitungsartikel auf der Detailseite)